Desiree Washington
Desiree Washington (* 1973), Kandidatin der Miss Black America[wp]-Wahl, hatte den Boxchampion Mike Tyson[wp] beschuldigt, sie am 19. Juli 1991 zwischen zwei und vier Uhr morgens im Canterbury Hotel in Indianapolis vergewaltigt zu haben. Zum Zeitpunkt des Überfalls war sie 18 Jahre alt.
Er wurde für schuldig befunden und im Frühjahr 1992 zu sechs Jahren Haft verurteilt, von denen drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Der Schuldspruch basierte auf Indizien und der Aussage des Opfers[wm], die die Richter für glaubwürdiger befanden als die Aussagen des mehrfach vorbestraften Tyson sowie der Eltern des Opfers.
Selbst beim Tod seines Vaters durfte Tyson nicht an der Beerdigung teilnehmen.[1]
Hintergrund in Auszügen
Zitat: | «Tyson ist der Prototyp des Protzers, arrogant und immer Macho, der nur eine Sprache kennt: Ghetto-talk. So wirkte er auch im Verfahren auf die Geschworenen, mal verkrampft und dann doch wieder überheblich, ein Schlägertyp im dunkelblauen Zweireiher. [...]
Desiree Washington dagegen schien sachlich und glaubwürdig, als sie erklärte, sie wolle kein Geld, keinen Schadensersatz, nur Gerechtigkeit. Für diese Darstellung, klagt Anwalt Dershowitz, "hätte sie einen Oscar verdient". Vier Geschworene, die Tyson für schuldig befunden hatten, recherchierte ein Reporter der Fernsehgesellschaft NBC, würden nach Enthüllungen über das Privatleben und angesichts der Schadensersatzforderungen des Tyson-Opfers Washington "jetzt wahrscheinlich anders entscheiden". "Wahrscheinlich", rief Tyson, als ihm der Journalist die Nachricht übermittelte, "aber Tatsache bleibt: Ich sitze hier." Die Lebensgefährtin des vor Jahren verstorbenen Tyson-Entdeckers und -Förderers Cus D’Amato[wp] beschied er: "Ich will nicht, daß du mich hier so siehst." Auch sonst läßt er nur wenige Besucher an sich heran: Spike Lee etwa, den schwarzen Regisseur, Sängerin Whitney Houston[wp], auch Betty Shabazz[wp], die Witwe des Revolutionärs Malcolm X[wp].» [1] |
Zitat: | «Interview mit Rechtsanwalt Alan Dershowitz über Mike Tyson und seine Richter
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Zitat: | «In einem Interview mit dem TV-Sender Fox News erklärte sich Tyson erneut für unschuldig, im Jahre 1991 die ehemalige Schönheitskönigin Desiree Washington vergewaltigt zu haben. Allerdings wäre Washington heute kaum vor ihm sicher: "Ich hasse sie dafür, dass sie dieses Ding durchzieht. Heute möchte ich sie tatsächlich vergewaltigen."» [3] |
Zitat: | «Interview von Gunnar Meinhardt mit Mike Tyson
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Zitat: | «Der Schauspielerin Robin Givens[wp] wirft er vor, ihn ausgenutzt und Schuld an seinem Absturz zu haben. "Ich hätte von Anfang sehen müssen, was mit ihr los war", schreibt Tyson über die erste Begegnung mit Givens, die mit ihrer Mutter Ruth zum ersten Rendezvous erschienen sei. "Sie waren auf der Jagd nach einem reichen, schwarzen Promi", sagt Tyson heute.
Damals ah er die Gefahr nicht. "Meine sozialen Kontakte bestanden damals darin, dass ich andere Männer ins Koma schlug", schreibt Tyson in Anspielung auf seine gesellschaftliche Außenseiterstellung. Deshalb sei er auch begeistert gewesen, dass eine so gebildete Frau wie Givens etwas von ihm wollte. Elf Monate nach dem ersten Treffen heirateten die beiden. Doch nachdem Givens in einem gemeinsamen Fernsehinterview über ihren Mann gesagt hatte, sie habe "Angst vor seinem Temperament", war die Beziehung 1989 bereits am Ende. Die Trennung erschütterte Tyson. Zum Boxen hatte er keine Lust mehr, er ging lieber auf Partys und ertränkte sein Leid in Alkohol, Drogen und Sexorgien. "Meine Freunde mussten mir immer neue Frauen besorgen", schreibt er über seinen Absturz, bei dem er am Ende im Gefängnis landete. Die Schönheitskönigin Desiree Washington hatte ihn beschuldigt, sie vergewaltigt zu haben. Und auch wenn Tyson seine Unschuld beteuerte, wurde er 1992 zu sechs Jahren Haft verurteilt. "Ich habe hinter Gittern Dinge gesehen, die ich zuvor für unmöglich gehalten habe", schreibt Tyson.» [5] |
Zitat: | «Den Part des Opfers übernimmt ein unbedarfter Teenager: Favoritin in der damaligen Miss-Wahl, treue Kirchgängerin, die ein Softballteam trainiert und freiwillig geistig Zurückgebliebene betreut. Desiree Washington verkörpert das Gute noch eindrucksvoller als Tysons sportlicher Rivale, der amtierende Weltmeister und Saubermann Evander Holyfield[wp].
Auf der anderen Seite steht der brutale Schläger Tyson, der in den letzten vier Jahren dreimal wegen Sexualdelikten vor Gericht stand und sich brüstete, seine Ehefrau ausgeknockt und ihren Kopf gegen die Wand geschlagen zu haben. Selbst der isolierteste Geschworene kann einem Angeklagten kaum vorurteilsfrei begegnen, der gern daran denkt, "jemandem einen Eispickel ins Ohr zu schlagen, die Augen auszustechen oder die Lippen abzureißen". Tyson verkörpert den Prototyp jenes Schwarzen, vor dem amerikanische Eltern ihre Kinder stets warnen. Seine landesweite Unbeliebtheit gipfelt darin, daß er als einer der wenigen populären Boxer keinen Sponsor fand - nicht einmal ein Kettensägenhersteller mochte mit dem Faustkämpfer werben. Das Image vom Bösewicht hatten Tysons Berater gezielt aufgebaut. Getreu der Boxerregel, daß sich ein Buhmann besser verkauft als ein netter Kerl, übernahm Tyson in jedem Kampf die Rolle des Bad boy: Das Böse kultivierte er zum Markenzeichen; die soziale Ächtung gehörte zum Marketingkonzept. [...] Der Champ von einst, der seine Gegner so fachmännisch zermalmte, ist zum Abschuß durch die öffentliche Inquisition freigegeben. [...] Der Veranstalter jener Miss-Wahl forderte wegen Rufschädigung 607 Millionen Dollar Schadensersatz. Die Vorjahressiegerin Rosie Jones will sich mit 100 Millionen Dollar begnügen, weil Tyson "mir perverse Dinge ins Ohr flüsterte". Zehn weiteren Teilnehmerinnen sei erst nach Einreichen der Klage eingefallen, daß auch sie von Tyson belästigt worden seien. [...][6]» |
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Boxen: Einer vom Sklavenschiff, Der Spiegel am 31. Januar 1994
- ↑ Sie hatten Angst vor ihm, Der Spiegel am 31. Januar 1994 (Interview mit Rechtsanwalt Alan Dershowitz über Mike Tyson und seine Richter)
- ↑ Kriminalität: Tyson droht Vergewaltigter mit neuer Vergewaltigung, Der Spiegel am 30. Mai 2003
- ↑ Mike Tyson: Ich war mit dem Teufel in der Hölle unterwegs, Die Welt am 1. Januar 2012 (Interview von Gunnar Meinhardt mit Mike Tyson)
- ↑ Michael Remke: Autobiographie: Tyson gibt der Ex die Schuld für seinen Absturz, Die Welt am 30. Oktober 2013 (Bei dieser Vita lohnt sich eine Autobiografie. Mike Tyson berichtet aus seinem Leben. Von Sex, Drogen, dem Knast und seinen großen Boxkämpfen. Für seinen Absturz hat er eine Schuldige ausgemacht.)
- ↑ Endgültig vernichten, Der Spiegel am 27. Januar 1992, S. 202-204
Netzverweise
- Mike Tyson was likely not guilty of rape: Here's the evidence (5. April 2015) (Länge: 13:04 Min.) (I discuss the allegations against Mike Tyson for the rape of Desiree Washington over 20 years ago. Based on evidence that was not allowed in the courtroom, there is a strong likelihood that Tyson didn't rape anybody.)
- What They Didn't Tell You About Mike Tyson's Rape Conviction (26. Februar 2013) (Länge: 27:45 Min.) (A deeper look into mike's rape conviction)
- Nicholas Godden: "Mike Tyson rape case was inevitable, I'm surprised more girls didn't make claims against him," former manager opens up about boxer's sex addiction, Daily Mail am 9. Februar 2015
- Simon Hattenstone: Mein Kopf ist nicht mein Freund, Der Freitag am 16. April 2009