Sachdienliche Falschbeschuldigungshinweise
Auf eine Falschbeschuldigung sind 236 sachdienliche Hinweise eingegangen. Hinweise auf etwas dass nicht stattgefunden hat.
Die Vergewaltigung wurde abgeblasen
Linden (pm). Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Mittwoch mitteilten, fand die am 6. November von einer Frau bei Leihgestern der Polizei gemeldete Vergewaltigung nicht statt. Dies habe die 27-Jährige am Dienstag der Polizei gestanden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Die angebliche Straftat hat bis heute in Leihgestern und der gesamten Region für Verängstigung und Betroffenheit in der Bevölkerung gesorgt. Psychische Probleme hätten die junge Frau zu der Vortäuschung veranlasst. Sie befinde sich in ärztlicher Behandlung. Polizei und Staatsanwaltschaft danken der Bevölkerung für die Unterstützung bei den Ermittlungen.
Wie berichtet, hatte die junge Frau aus einer Kreisgemeinde am 6. November die Polizei verständigt, bei einem Spaziergang in der südöstlichen Feldgemarkung von Leihgestern überfallen und vergewaltigt worden zu sein. Auf dem Feldweg in Höhe des historischen Wasserhauses oberhalb der Straße »Am Haanes« sei plötzlich ein Mann aus einem Gebüsch gesprungen, habe sie mit einem Messer bedroht und ins Gebüsch gedrängt. Dort sei die Frau bis zur Bewusstlosigkeit stranguliert und vergewaltigt worden. Als sie wieder zu Bewusstsein gekommen sei, habe sich der Täter bereits auf und davon gemacht. Die Frau verständigte die Polizei und teilte sich auf einem angrenzenden Feldweg einer Spaziergängerin mit.
236 Hinweise eingegangen
Sofort eingeleitete Ermittlungen und eine Fahndung verliefen erfolglos. Die anscheinend unter Schock stehende Frau wurde mit körperlich oberflächlichen Schürf- und Druckverletzungen zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht. Noch am Abend leuchtete die Feuerwehr für die Polizei den vermeintlichen Tatort am Wasserhäuschen aus, um Spuren zu sichern. Zu Beginn der Ermittlungen wurde beim Polizeipräsidium in Gießen eine 20-köpfige Sonderkommission mit Polizeibeamten aus unterschiedlichen Kommissariaten eingerichtet.
Mithilfe des Landeskriminalamtes wurde ein Phantombild des angeblichen Täters gefertigt und veröffentlicht. 236 Hinweise, insbesondere nach der Veröffentlichung des Phantombildes, gingen, wie es in dem Schreiben der Ermittler heißt, bei der »Soko Wasserhaus« ein. Zahlreiche Männer gerieten so in den Fokus der Ermittlungen und wurden von den Beamten der Soko kontaktiert.
DNA-Proben vernichten
Bislang gaben 43 Männer freiwillig ihre DNA-Proben ab. Weiter informieren die Behörden: »Polizei und Staatsanwaltschaft danken den Überprüften für ihr Verständnis. Die DNA-Proben und Unterlagen wurden nur für diesen einen Fall gefertigt. Sie werden nun anschließend wieder vernichtet und nicht zu weiteren Untersuchungen verwendet.«
Phantombild entfernen
Während der gesamten Ermittlungen seien zunehmend auch Anhaltspunkte für Zweifel an dem geschilderten Ablauf, bis hin zu Widersprüchen aufgekommen. Letztlich habe die 27-Jährige am Dienstag gegenüber der Polizei glaubwürdig eingeräumt, falsche Angaben gemacht zu haben. Demnach stelle es sich so dar, dass psychische Probleme bei ihr zu dieser Kurzschlusshandlung geführt hätten, erläutern die Ermittler. Die Frau habe sich die Verletzungen selbst zugefügt und der Polizei besagte Geschichte erzählt.
Abschließend heißt es im Schreiben von Polizei und Staatsanwaltschaft: »Das Phantombild wird, soweit im Internet überhaupt möglich, aus der polizeilichen Fahndung genommen. Das beschriebene Gesicht war frei erfunden. Weitere Auskünfte behält sich die Staatsanwaltschaft vor.«[1]